
Durlips...?
Wie das «Kaffi» zu seinem Namen kam
Auf der Suche nach einem Namen für unser Kaffi, hatten wir diverse Diskussionen am Familientisch. Der Name sollte eine Verbindung zu unserem Hof haben, originell und nicht alltäglich sein… irgendwann ist mir das Wort Durlips eingefallen und hat mich nicht mehr losgelassen. Meine Familie war im ersten Moment nicht gerade begeistert, da das Wort Durlips in unserer Umgangssprache nicht nur mit positiven Aspekten verbunden ist. Für mich ist das Wort aber mit ganz vielen positiven Erinnerungen verknüpft.
Meine Grosseltern und die Familie meines Onkels, die vor uns den Hof bewirtschaftet haben, hatten jeweils Durlipse als Winterfutter für die Kühe angepflanzt. Jeden Herbst sind wir mit unseren Cousins aufs Feld gefahren. Mit einem grossen Holzmesser bewaffnet, dass mein Grossvater für uns extra geschnitzt hatte, gingen wir ans Werk. Die Männer haben im Vorfeld, die Durlipse von Hand aus der Erde gezogen und den Strunk mit einem scharfen Messer abgeschnitten. Unsere Aufgabe war es, mit dem Holzmesser den Durlips von der Erde zu befreien, Resten der Blätter zu entfernen und ihn anschliessend auf den Anhänger zu werfen. Beim Werfen waren wir immer besonders kreativ. Wer schafft es ihn so zu werfen, dass er sich wie ein Heli-Rotor dreht? Wer schafft es von der grössten Entfernung bis auf den Anhänger? Manch ein Durlips hat sein Ziel verfehlt und musste auf der anderen Seite wieder aufgehoben und in einem neuen Versuch geworfen werden. So bin ich zu meinem Wurftraining gekommen…
Als Belohnung durften wir am Abend jeweils auf dem gefüllten Anhänger, von oben bis unten voll Erde, aber glücklich, nach Hause fahren.
Feierabend war dann aber noch lange nicht. Die gefüllten Anhänger mussten auch noch entleert werden. Mit mehreren Holzrutschen, um alle Ecken, wurden die Durlipse in den Keller geleitet…alles in Handarbeit. Für uns Kinder war es immer ein Höhepunkt, ebenfalls auf der Holzrutsche in den Keller zu rutschen und den Durlipsberg in alle Ecken zu verteilen, damit möglichst viele Durlipse Platz fanden. Im Winter mussten diese Durlips dann wieder von Hand hochgetragen und gehäckselt werden um als Nassfutter für die Kühe verwendet werden zu können.
Als Krönung durften wir an der Schule aus «unseren» Durlipsen jeweils im November «Räbeliechtli» schnitzen, die wir am Abend stolz durchs Dorf getragen haben.
Brigitte
